Die Pubertät des Kiefers..

Und nein, damit meine ich nicht die von den Vampiren. Nicht, dass ich die nicht gerne näher begutachtet hätte.. Ahm.. Nun ja.. Wo war das Thema?

Ach ja. Meine Zähne. Und mein Kiefer. Prinzipiell relativ uninteressant – die üblichen wie-quäle-ich-am-besten-Teenager-Phase lang hinter mir (Folge: 1 tauber Zahn, der nette Arzt war wohl etwas zu motiviert), aber sonst passt alles. Gesunde Zähne, keine Bohrungen, keine falschen Zähne, nichts. Ok, ich hab ein paar gezogen bekommen, aber nachdem das alles die ersten Zähne waren, zählt das ja gar nicht…

Vor 3 Jahren haben dann die Weisheitszähne beschlossen, die Welt zu erblicken. Und, wie Weisheit nun mal ist, verdammt langsam und zickig. Seit kurzem sind sie aber alle da. Wird bissl eng, aber noch ist es kein Drama.

Vor 1 oder 2 Jahren hat allerdings mein Kiefer beschlossen, gegen die Macht des restlichen Kopfes zu revolutionieren, mit, sagen wir, partiellem Erfolg. Eine Seite war schon immer locker, kein Ding, aber die andere hat sich ständig ausgerenkt, elendiges Mistvieh. Es muss weiblich sein. Nun gut, das haben wir mal geflissentlich ignoriert – klar, je länger und öfter es ausrenkt, umso normaler und schmerzfreier wird es. Und irgendwann ist die Gelenkspubertät beendet und man lebt in einem neuen Verhältnis, einer neuen Identifikation zusammen.

Nur hier klappt das irgendwie nicht. Wo ist all meine Erziehungserfahrung hin? Mir kommt es vor, als wäre ich frisch gebackene Teilzeitmutter und ließe mich hilflos mit Apfelmus beschmeißen.

In meinem elendigen Optimismus zu einer Erziehungshilfe (= Kieferorthopäde) und mich da betratschen lassen. Im wahrsten Sinne des Wortes überhaupt! Hilfe, der Kerl hat immer weiter geredet und geplaudert und erklärt und ich saß daneben und versuche verzweifelt, ein paar Silben loszuwerden. Nachdem er mir also eine gefühlte halbe Stunde lang erklärt hat, dass ich in jedem Fall eine feste Zahnspange brauche (die ich natürlich selber bezahlen muss, aber die Preise kann man ja später besprechen), fiel ich ihm schrecklich unhöflich in sein Wort und erklärte ihm, dass eine feste Zahnspange wohl schwierig wird, wenn ich alle drei Monate ins MRT muss….

Leicht fassungsloser Blick (klar, der arme Kerl war relativ rabiat aus dem Vortrag gerissen worden) und wurde dann mit den Worten: „Hm, dann war die Erklärung wohl eher theoretisch…“ entlassen. Nun ja.

War mir ja eigentlich auch egal, aber seit neuestem zickt das Mistvieh schon wieder. Heute früh hatte ich mir den Kiefer so ausgerenkt, dass sich meine Zähne (außer vorne) nicht einmal mehr berührt haben… *hmpf*

Gut, mit ein wenig Gewalt ließ sich das auch wieder ändern, aber das macht kein Spaß…. Ich glaube, das einzige lustige dabei ist die Ironie, dass ich mir wohl keine Sorgen machen muss, dass meine Zähne in der Rente schon zu sehr verbraucht sind…

Einkaufen..

Nur mal schnell um die Ecke. Typischer Supermarkt, zu eng, zu viele Leute, aber günstiger als der daneben. In Ordnung.

Gegenüber: Semistadtpark, paar arme Bäume, Hundeverbot. Bänke.

Wie immer: Alkoholiker. Sitzen oft schon morgens da, mit ihren zwei Bier oder der Flasche Billigwein, gehen in den Markt, um mit dem Pfand und einigen Cent die nächste Überlebensflasche zu kaufen.

Berührt mich nicht allzu sehr. Dazu ist es zu sehr Alltag, mal ganz davon abgesehen, dass es in diesen Fällen wirklich genug Hilfsangebote gibt.

Heute war es anders. Älterer Mann, Ausländer, der übliche Geruch: ungepflegt, Schweiß, alter Rauch, Fahne. Dazu: braunhaariges, zierliches Mädchen, vielleicht 5 Jahre alt. Hilft beim tragen.

Wie wohl ihr Leben sein wird?

Vorteile der WM

Um ehrlich zu sein, ab und an bin ich in einigen Dingen etwas verurteilend. Versuchen wir mal, etwas positiver zu sehen – hier die Vorteile der WM:

  • Förderung der Wirtschaft: alle möglichen Flaggenvarianten werden gekauft, vermutlich auch mehr Bier / Schnaps / Essen verwendet
  • Mehr Arbeit für zukünftige Kinderbetreuer, Jugendamt etc.: die aktuelle Version der Oktoberfestergebnisse
  • Neue Möglichkeit für die Wissenschaft: sehr gute Forschungsvariablen für Sozialpsychologen – wer weiß, vielleicht gibt es ja eine Studie über den Vergleich von minderintelligenten Fußhupen (manche nennen sie fälschlicherweise Hunde) und betrunkene Fußballfans in der Masse. Zu testen: Stockwurf vs. falsche Flagge
  • Motorradfahrer: endlich mal fahren, ohne dass lauter Idioten mit 70km/h über eine freie Landstraße dahinvegetieren, ohne Probleme überholen, Eis essen gehen, ohne anzustehen…

 

Ich könnte mich fast daran gewöhnen.. 😀

7. Chemozyklus

Und wieder von vorne….

Nachdem keine Lust hatte, das Musical mit Chemo zu verbinden, habe ich es auf danach verschoben – natürlich brav mit meiner Onkologin abgesprochen. Hätte eh ein wenig warten müssen, Blutwerte waren gar nicht gut, da machen ein paar Tage mehr auch nichts aus.  Und ganz ehrlich – es war beeindruckend, wie viel Energie und Kraft ich auf einmal hatte…

Eigentlich hatte ich auch die Hoffnung, dass die Erholung die jetzigen Tage weniger schwer macht, aber leider hat das anscheinend nicht geklappt. Heute morgen angefangen. Erst ganz gut vertragen, aber als ich später im Seminar war, hat es mich komplett zerlegt, war einfach platt. Bin sogar direkt angesprochen worden, dabei versuche ich doch immer, das nicht zu deutlich zu zeigen…

Nun ja. Habe mich inzwischen damit angefreundet, dass ich nur einen Schein mache (*seufz*). Trotzdem. Hoffe, es wird nicht so schlimm wie letztes Mal – eigentlich möchte ich doch nur ein wenig die Sonne genießen.. Zu viel verlangt?

Tanz der Vampire

Und endlich, wenn auch schon ziemlich verspätet, mein Bericht über den Besuch, ein Besuch einer fremden Welt…

Anfangs war es ziemlich chaotisch und gestresst. Meine Begleiterin hatte gerade erst eine 5stündige Klausur hinter sich gebracht und hat sich dann durch die Autobahn (inklusive Stau) zu mir gequält, wo wir dann nach circa 1,5 Stunden Verspätung losgekommen sind.

Wider Erwarten ging die Fahrt allerdings recht gut und wir haben es sogar geschafft, ohne Verfahren zum Hotel zu finden (jawohl! Ohne Navi! Das will was heißen!). Jaaaa, ein Hotel….

Dazu sollte ich sagen, keine von uns war je in einem Hotel und erst recht nicht in einem 4Sterne-Hotel, sowas kann sich ja keiner leisten! Also erst mal nach den besten Wegen gesucht, sich nicht allzu sehr zu blamieren…

Angemeldet, die Karten für die Türen bekommen und losgezogen. Und prompt im falschen Aufzug gelandet. Nachdem wir es geschafft haben, dieses Ding (so eine Zicke…) soweit zu motivieren, dass es uns auch in den richtigen Stock manövriert hat, haben wir natürlich auch gemerkt, dass wir in dem falschen Bereich angekommen waren….

Also wieder zurück, nach vorne, nachgefragt, wieder zurück… Und das alles mit lustigen Blicken der anderen, vermutlich verursacht durch Army-Rucksack (hey! Das Ding ist so praktisch!) und Schiene (Freundin hatte sich eine Sehne im Fuß gerissen).

Nun ja, irgendwann hatten wir das Zimmer gefunden und waren begeistert… So viel Platz, so viel Licht, einfach toll…. Aber wenig Zeit, das zu genießen – wieder zurück, Auto weggeparkt, ins Zimmer, umgezogen (logisch, ab und an muss man sich ja mal hübsch machen…), geschminkt und los…. Tatsächlich waren wir auch eine Viertelstunde vor Beginn da. Um prompt festzustellen, dass wir einen wunderbaren Platz hatten! (kann man hier nachsehen – wir waren Reihe 11, Platz 7 und 8)

Es ging also los… Nun, was soll ich sagen – ich war begeistert! Es war wunderschön, die Künstler haben es einfach geschafft, einen mitzunehmen, mitzureißen. Und ich hätte auch nichts dagegen gehabt, wenn mich der Vampir gebissen hätte… *hrhr*

Der Prof war auch toll, der schwule Vampir hat sich sehr überzeugend rübergebracht… Auch sehr lustig, irgendwann wurde es plötzlich hell in unserem Gang und kaum stellte ich mir die Frage, was das jetzt wohl bedeuten mag, als schon einer der Schauspieler vorbeirannte – mit ziemlich guter Kurve, habe es gerade noch geschafft, meine Füße zurückzuziehen, er berühte noch meine Zehen, will nicht wissen, was rausgekommen wäre, wenn ich das nicht bemerkt hätte…

Nach der Aufführung haben wir uns erst mal umgezogen und dann nach etwas Essbaren umgeschaut, sind letztendlich in einem gemütlichen Irish Pub mit etwas zu lauter Musik gelandet. Ein Murphy genossen und wunderbar unterhalten. Geschlafen haben wir dann irgendwann ab 3.00 Uhr….

Aufgewacht, unausgeschlafen zur Frühstück gewankt. Hilfe, habe ich viel gefuttert!! Aber wenn einem das schon angeboten wird, muss man es ja auch genießen…

Ganz ehrlich – an so einen Luxus könnte ich mich gewöhnen! 😀

Ok, vielleicht nicht unbedingt durchgehend, aber ich stelle es mir sehr entspannend vor, alleine das Wissen zu haben, dass man sich so etwas leisten könnte.. Mal ganz davon abgesehen, dass ich nichts dagegen hätte, noch ein paar Musicals zu sehen, es war wirklich sehr beeindruckend…

Phönix

Der Phönix. Ein Zeichen der Neuerstehung, des Wiedergewinns der Hoffnung, des Verbrennens, der Schönheit in der Zerstörung.

Mit dem, was mich schon immer faszinierte, ver-identifizierte ich mich irgendwann – und zeichnete mich damit, als ich mich selbst „neu“ entstehen ließ, als ich mich selbst veränderte, mein früheres Leben hinter mir gelassen hatte und für mich selbst die Hoffnung zurück gewonnen hatte. Gezeichnet in meinen Gedanken und Gefühlen und genauso körperlich, eine Tätowierung war die Unterschrift dafür.

Momentan verbrenne ich.

Meine Identität, mein Ich geht verloren, hin- und hergerissen zwischen der Ungleichheit meiner Persönlichkeit und des Körpers; der Träume und der Realität.

Warum noch weiter studieren – wenn ich doch gleichzeitig eine der schlechtesten bin, wenn ich nicht weiß, ob ich je arbeiten kann (oder überhaupt lange genug lebe, um einen Abschluss zu haben), wenn es mir inzwischen jeglichen Spaß am Fach genommen hat, wenn ich das Gefühl habe, die Zeit zu verschwenden, unnütz Geld zu kosten, anderen den Platz zu nehmen?

Warum einen Motorradführerschein machen, wenn ich nicht mal selbst bezahlen kann, sondern es ausleihen muss, wenn ich mir danach eh keines kaufen kann, wenn ich nicht mal weiß, ob ich noch lange fahren kann?

Warum arbeiten, warum ausgerechnet mit Kindern arbeiten, wenn ich doch weiß, dass ich niemals Kinder bekommen kann, weil ich sie alleine zurücklassen müsste, wenn die Gefahr, dass sie schwerst behindert wären, so groß ist?

Warum weiterkämpfen, wenn der Kampf nur noch heißt, sich zu kontrollieren, nicht zu zeigen, was man fühlt, eine Maske zu schaffen?

Ich weiß nicht einmal mehr, wann ich das letzte Mal geweint habe und es dabei zugelassen habe, festgehalten zu werden. Es muss Jahre her sein.

Warum auch weinen, wenn ich mich dadurch höchsten leer fühle, wenn es die Flammen nicht löscht, wenn es Benzin zu sein scheint, weiter anheizt.

Verbrennen.

Eingesperrt von Lächeln, sarkastischen Anmerkungen und Musik. Eingesperrt durch mich? Oder ist das nur die Maske, während ich die Flammen bin?

Ist es die Freiheit an sich, zu bestimmen, ob man verbrennt statt aufzugeben? Wenn es die Flammen sind, der Glut, der einen daran erinnert, dass man noch lebt und nicht nur existiert?

Der Phönix – das Symbol meiner eigenen Wiedererschaffung. Das Symbol meiner Zerstörung.