Sorry, dass ich so wenig schreibe… Irgendwie habe ich momentan recht wenig Zeit und noch weniger Nerven dafür.
Ich gebe mal einen Kurzbericht:
Erstaunlicherweise relativ wenig Kopfschmerzen, bin sehr fit. Noch erstaunlicher ist, dass ich kaum Nachnebenwirkungen habe, umso mehr, da das letzte Chemo doch ziemlich reingewedelt kam… Sogar essen kann ich ganz normal, keine Magenschmerzen, das ist toll! Ich genieße es und freue mich schon fast auf die nächste Runde, wo es doch die (vorerst) letzte ist.
Nicht so gut. Keine Ahnung, ob das eine der Nebenwirkungen sein kann oder sich das EDS ein Stück verschlimmert hat, aber hier hat es sich ein wenig verändert. Der neueste Tick vom Körper: Fußknochen ausrenken *hmpf* Keine Ahnung, was das für ein Knochen ist, aber es ist der vom „Ringzeh“ sozusagen. Inzwischen ein paar Mal rumgehüpft, verkrampft schnell. Kein Drama, aber nervig.
Rückenschmerzen haben zugenommen, es fällt immer mehr auf, dass ein Wirbel wohl komplett draußen ist. Ob ich wohl in ein paar Monaten damit eine 90-Grad-Kurve hinbekomme? Wäre irgendwie schon lustig… Dazu dieses Verbindungsdingens Hüfte-Rücken – Illias sacral oder sowas? Das ausrenken tut nur noch selten weh, hüpft auch schnell wieder zurück, aber ist nicht mehr sehr gut belastbar.
Aber das größte Problem habe ich mit den Daumen, vor allem links, rechts nur ein bisschen. Wohl vom Motorradfahren verstärkt. Ob das wohl so eine Daumensattelgelenksarthrose ist? Weiß ich nicht, aber ist schmerzhaft und inzwischen dauerhaft entzündet. Gut, immer noch besser als am Handgelenk, aber auch das ist nervig.
Läuft ziemlich gut, mich hat es bis jetzt kein einziges Mal umgekippt, nur ein paar Mal schwindlig (ihr wisst schon, die üblichen schwarzen Wolken am Rand und so). Nur öfters am zittern, aber auch nur ganz leicht, das zählt eigentlich gar nicht
Bis jetzt nichts neues, muss demnächst wieder überprüfen lassen. Habe das Gefühl, dass sich das ein wenig verstärkt hat, kann aber genauso gut am Wetter liegen. Ich lass mich überraschen ^^ Hoffe nur, dass ich nicht zunehme, ich esse mehr, als ich sonst im Sommer futtere.
Viel zu tun! Habe eine neue Familie übernommen, das war ja so toll… Meine Lieblingsfamilie, hatte sie vor über einem Jahr und jetzt wieder. Die ältesten 3 Kinder kamen sofort auf mich zugerannt, mich umarmt und gefragt, warum ich so lange weg war, ob ich wieder komme… ♥
Ich meine, rein logisch ist es ein beschissener Job – viel Arbeit, teilweise viel Belastung, schlecht bezahlt. Aber solche Momente machen es mehr als wett! Klar, auch diese Familie ist teilweise anstrengend (ein ADHSler, psychisch betroffene Mutter, 5 Kinder, 3 verschiedene Nationen…), aber gerade Kinder geben einem mehr zurück als es ein paar Euro mehr können…
Nun ja, im Moment habe ich insgesamt 36h/Monat. Sicher nicht sinnvoll in Bezug auf das Studium, aber ganz ehrlich – ich bereue es keine Minute…
Wenn wir schon dabei sind… Das läuft nicht so besonders, eigentlich praktisch gar nicht. Montag ist meine einzige Scheinklausur und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich durchfliege. Irgendwie komme ich damit gar nicht klar, ich bekomme schnell Kopfschmerzen, kann mich nicht konzentrieren, vergesse so viel so schnell… Die Frage, ob ich überhaupt weiter studiere, ist immer präsenter und die Gedanken gehen nicht aus dem Kopf…
Nun, wie gesagt, gar nicht gut. Ist ziemlich ironisch – wenn ich anregende Mittel ausprobiere (Kaffee, schwarzer Tee, RedBull…), geht es mir grundsätzlich besser, ich kann länger da bleiben, ich bin ruhiger, nicht so wackelig… Erinnert mich an früher, da habe ich das noch wesentlich … netter… ausprobiert – jede Menge Ephedrin 😀
Nur – dank der Epilepsie darf ich das alles nicht. Früher war es so, dass ich maximal 4 Tage Ephe oder eine Woche Coffein nehmen konnte, bis ich weggekippt bin (keine Ahnung, was da war, aber ich war ein paar Stunden weg). Das muss ich inzwischen nicht mehr unbedingt haben (irgendwann wird man halt auch mal alt, gelle ;D), aber inzwischen zeigen sich schon erste Anzeichen epileptischer Aura, wenn ich nur 3 Tage harmlosen BilligRedBull-Verschnitt genieße. Hmpf.
Noch dazu – keine Ahnung, wie Coffein wirkt, aber Ephedrin hatte ja die Wirkung, dass sich der Sauerstoffgehalt im Blut erhöht hat, weswegen es ja gerade in der Dopingszene bei diversen Sportarten bekannt ist. Ansonsten hat es, wenn man es vernünftig nimmt, praktisch keine Nebenwirkungen, wesentlich weniger als Coffein. Nur – wenn der Sauerstoffgehalt erhöht wird und gleichzeitig Blutdruck, wird der Tumor dadurch gefördert? Keine Ahnung, aber ich muss es nicht unbedingt ausprobieren.
Ergo – keine vernünftige Lösung existent, das nervt.
Ok, jetzt wird es kompliziert… Denn meine Emotionswelt ist ziemlich durcheinander. Ich genieße den Sommer, endlich mal eine vernünftige Temperatur, kein elendiges Frieren, das ist so toll! Wenn es doch nur immer so wäre!
Ich bin viel unterwegs, mit den Kindern draußen, Motorrad, Partys… Das genieße ich und doch kommt es mir manchmal vor, als würde ich verzweifelt versuchen, möglichst viel in möglichst kurzer Zeit zu schaffen. Ich schlafe nicht mehr gut, selten mehr als 5 Stunden durchgehend. Finde irgendwie keine Ruhe mehr. Glaube, ich bin auch zur Zeit relativ anstrengend für die armen Leute um mich rum…
Versuche, das zurückzuhalten, aber das intensiviert wiederum meinen Kontrolltick, ich stelle fest, dass ich kaum noch viele Gefühle zeigen kann, ich kann keine Schwäche zugeben. Manchmal kommt es mir so vor, als würde ich mehr die Leute um mich rum vor meinen Geschichten schützen als mich selbst, als wäre ich für alle verantwortlich. Keiner in meiner Familie kennt sich wirklich in meiner Krebsart aus, ich weiß noch nicht einmal, ob sie sich überhaupt im Klaren darüber sind, wie meine Überlebenschancen aussehen. Keiner hat mich je über die vermutliche Anzahl an Jahren gefragt oder sonst irgendwas.
Das ist prinzipiell nicht schlimm, aber ich mache mir mehr Sorgen um sie als um mich selbst – ob ich diejenige sein muss, die ihnen irgendwann wieder die schlechten Neuigkeiten bringt? Das ist schrecklich, jemandem, den man liebt, so etwas sagen zu müssen….
Habe noch mehr darüber nachgedacht, als ein Bekannter in seinem Betrunkenheitszustand mich zugelabert hat und mir erklärte, wie toll es wäre, mich öfters zu sehen, weil ich ja immer so fröhlich und unbekümmert aussähe, als ob ich nie auch nur die geringsten Sorgen hätte.
Nach außen bin ich nur noch die starke Frau, die mit allem klar kommt, aber ich weiß nicht einmal mehr, wie viel davon wirklich ich bin und wie viel reine Schauspielerei, die inzwischen so vertraut ist, dass es zu einer eigenen Teilidentifikation geworden ist. Was bin ich, was ist die Maske?
Ich sehne mich nach so vielen Dingen, nach mehr Freiheit, nach mehr Übereinstimmung von meiner Persönlichkeit und dem Körper, nach Nicht-Denken. Momentan klammere ich mich fast fanatisch an das Motorradfahren, an die Hoffnung, meinen Traum erfüllen zu können, doch das macht mich gleichzeitig verletzlich, Kritik von meinem Motorradlehrer fasse ich nur noch persönlich auf, auch wenn ich weiß, dass es nicht so gemeint ist. Und ansonsten hangel ich mich von Internet und Büchern und Musik bis zum Kickern und Zusaufen und versuche nur noch, Wege zu finden, bei denen ich nicht nachdenken muss, nach Wärme und anlehnen und loslassen.
Ok, ich seh schon, mein Kurzbericht ist irgendwie doch ein Stück länger geworden 😉