Der Wartezeit-Versuch

Wie ihr wisst, bin ich ja ein Fan von der Organspende.  Allgemein wird das Thema totgeschwiegen (haha…), wie andere tabuisierte Themen in diesen Bereichen. Dabei vergessen wir im Alltag oft, dass das nicht nur Daten sind, sondern Menschen, die unter ihrer Situation leiden. Teilweise, weil es keine andere Möglichkeit gibt. Teilweise aber auch dann, wenn sich etwas machen ließe. Wenn wir nicht immer schweigen würden…

Es gibt genug Daten, die zeigen, dass viele durchaus bereit wären, ihre Organe zu spenden, aber einfach keinen Ausweis haben. Andere wollen sich nicht mit diesen Themen beschäftigen. Und genau damit verschlimmern wir indirekt die Situation.  Denken, wir würden den Tod verweigern, doch der gewinnt nun mal immer…

Aber was ist, wenn wir nicht über die Theorie diskutieren, sondern selbst betroffen sind? Wenn wir Leute kennen, Leute sehen, die darunter leiden? Meist findet das nicht im Alltag statt. Was, wenn doch?

Hier ein äußerst beeindruckendes Video, ein Schicksal in einer Minute…:

Der Wartezeit-Versuch

Was meint ihr dazu?  Was habt ihr gedacht, gefühlt, als ihr das Video gesehen habt? Mich würde interessieren, wie es euch dabei ging…

17 Kommentare zu “Der Wartezeit-Versuch

  1. svuechiatrie sagt:

    Ich hätte es mir gerne angeschaut… aber bei mir lädt der Player einfach nicht…

  2. Karl sagt:

    Ich kannte es und hab es mal im Gesichtsbuch gepostet, vermutlich werde ich es an anderer Stelle hin und wieder auch nochmal anbringen. Ich finde die Aktion gut, man sollte die Öffentlichkeit am konkreten Beispiel Betroffener viel mehr suchen. Sicher eignet sich nicht jeder Betroffene dafür, aber ich fänd eine Fortführung auf jeden Fall gut.

    Ich finde es wichtig, das Thema am kochen zu halten. Und ich akzeptiere JEDE Entscheidung dafür oder dagegen. Ich persönlich halte mich nach der gegenwärtigen Hirntotdefinition für _tot genug_, meine Organe herzugeben und damit dann auch im erweiterten Sinne zu sterben, aber das ist meine ganz persönliche Einstellung. Ein minimales Restrisiko bin ich bereit zu tragen, ich musste mich ja schon in anderer Hinsicht den Ärzten vollkommen und auf Leben und Tod ausliefern, hoffend, dass sie ihren Job verantwortungsbewusst machen. Was mir persönlich fehlt ist eine wirklich fundierte Aufklärung. Beide Seiten, die Organspendeenthusiasten und auch die Gegner verinfachen doch sehr stark.

    Ich bin gegen jeglichen Zwang, weshalb ich auch keiner Widerspruchslösung zustimmen könnte. Auch sollte kein Zwang sich überhaupt zu entscheiden ausgeübt werden. Etwas Nachdruck bei der Anregung zum Nachdenken, wie mit der gegenwärtigen Lösung, finde ich allerdings schon angebracht und vor allem mehr Aufklärung, Aufklärung, Aufklärung (auch über die Situation der Betroffenen).

    Ich hab selbst vor einiger Zeit mal drüber gebloggt, auch über ein paar weitere Asekte, die mir dabei wichtig sind.

    • Karl sagt:

      Ach den Link zum Post wollte ich doch noch angeben:

      Zwang zur Entscheidung…

    • Chaoskatze sagt:

      Naja, aber irgendwas muss man ja mit der Leiche machen. Irgendwer muss sich entscheiden. Keiner zwingt ja die Personen dazu, sich keine Gedanken darüber zu machen…

      • Karl sagt:

        Nun die Entscheidung zur Organspende hab ICH ja bereits getroffen, im positiven Sinn, da muss keiner mehr für mich entscheiden. Und die die sich auch auf Nachfrage nicht im Vorfeld entscheiden wollen, müssen wissen, dass sie damit die Entscheidung jemand anderem aufbürden, das kann man ihnen ja durchaus mitteilen. Nur die Freiheit sich dafür, dagegen oder eben auch gar nicht zu entscheiden, sollte meines Erachtens erhalten bleiben.

  3. der_emil sagt:

    Ich bin typisiert, hab Spenderausweis, Patientenverfügung, Betruungsvollmacht usw. usf. …

    • Chaoskatze sagt:

      Das finde ich super! Spenden würde ich ja auch gerne, aber ich fürchte, mich will keiner mehr haben… ;D

      • der_emil sagt:

        Knochenmark und Hornhaut geht immer – fatalistisch gesprochen … (Bis auf ganz, ganz wenige Ausnahmen.)

      • Karl sagt:

        Auch die Organe von Tumorpatienten können teilweise noch Verwendung finden, wenn es keine Hinweise auf Fernmetastasen gibt, wobei das Organ mit dem Primärtumor natürlich ausfällt. Ist auch logisch, denn auch in Organen, die von einem Menschen stammen, von dem keine Krebserkrankung bekannt ist, können ja durchaus Tumore schlummern, und in höherem Alter tun sie das auch bei ziemlich vielen Menschen, diese Tumore werden nur nicht entdeckt. Das Krebsrisiko von Organempfängern ist immer erhöht, das ist denen aber auch bekannt, und sie haben keine Alternative.

        Sinnvollerweise sollte man natürlich einen Hinweis auf die Tumorerkrankung in den Spenderausweis aufnehmen, was ich auch getan habe. Dann müssen die Transplantationsmediziner im Fall des Falles entscheiden, was sie brauchen können oder auch nicht.

      • Karl sagt:

        Knochenmark bzw. Stammzellen gehen hingegen nicht mehr, die DKMS lehnt Typisierungen und Spenden von Tumorpatienten grundsätzlich ab. Auch Blutspenden werden nicht genommen, auch nicht für Blutprodukte (was nicht ganz nachvollziehbar ist).

  4. SusiP sagt:

    Ein Thema, das man gar nicht oft genug wieder aktuell machen kann. Gutes Video, aber irgendwie nicht drastisch genug in meinen Augen. Ich denke immer, wenn eins meiner Kinder ein Organ bräuchte…

    Ich finde die Regelung wie hier in Portugal oder in Österreich besser. Jeder ist „automatisch“ Spender, wenn er denn nicht zu Lebzeiten widersprochen hat. So muss sich jeder mit dem Thema auseinandersetzen, dem es sonst schnuppe ist.

    Und dieser ganze Diskussion, ob jemand wirklich tot ist oder vielleicht auch nicht…. gerade in Deutschland wäre ich mir sicher, dass alles mögliche getan wird, um ein Leben zu erhalten. Wenn du die Gesundheitsversorgung hier siehst, dann hat man einen ganz anderen Blickwinkel.

    • Karl sagt:

      Ich sehe die Widerspruchslösungen mit gemischten Gefühlen. Ich glaube nicht, dass eine solche Lösung letztlich zu wesentlich mehr Organspendern und schon gar nicht zu einer bewussten und informierten Auseinandersetzung mit dem Thema führt, als eine wiederholte Erinnerung an eine freiwillige Entscheidung dafür oder dagegen inklusive intensiver Aufklärungsbemühungen. Im Gegenteil, wer auf diese Weise vorsorglich zum Organspender gemacht werden soll, wird sich im Zweifel eher dagegen als dafür entscheiden, um sicher zu gehen, dass er nichts in seinem Sinne falsches tut. Es ist übrigens auch in den genannten Ländern so, dass auch denen, die _nicht_ widersprochen haben, also offziell als Organspender gelten, keine Organe gegen den Willen der Angehörigen entnommen werden. Die Gesamtzahlen entnommener Organe bezogen auf die Gesamtbevölkerung ist in Österreich nicht sehr viel höher als in Deutschland, es dürften also noch andere Faktoren eine Rolle spielen.

      Ich finde, das es bei einer _Spende_ bleiben sollte, und diese ist per definitionem freiwillig und bewusst getan. Und ich glaube auch, dass es durch nichts gerechtfertigt ist, Organspender irgendwie zu bevorzugen oder überhaupt Bedingungen an den Erhalt eines Organs zu knüpfen. Sollte eine Regelung kommen, die so etwas vorsähe, würde ich meine Bereitschaft zur Organspende überdenken müssen. Ich gebe meine Organe, soweit brauchbar, gerne, aber sie sollen jedem, der sie benötigt, ohne Einschränkung oder Bedingungen zur Verfügung stehen.

    • Chaoskatze sagt:

      Oh ja, das kann ich mir vorstellen…. Schätze, hier ist man oft zu sehr an manche Dinge gewohnt, dass man sie gar nicht mehr recht wahrnehmen kann…

  5. Kea sagt:

    Ich kannte das Video nicht und finde es sehr gut. Ich spende meine Organe gerne und habe auch einen Ausweis – selbst auf die Gefahr hin das meine inneren Organe wohl eh nicht mehr verwendet werden können – aber auch ein bischen Hornhaut kann einem anderen schon das Augenlicht retten. Die meisten Menschen stecken eben den Kopf in den Sand und solche Aktionen können bei einigen ein Umdenken bewirken damit sie sich mal mit dem Thema auseinandersetzen.

  6. Werner sagt:

    Ich habe schon längst einen Spenderausweis. Und als Schweizer bin ich (nicht erst seit meiner Krebsdiagnose) auch noch Mitglied bei Exit. Alles geregelt. Lässt mich auch beruhigter schlafen.

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