Hach ja. Das Thema hatte sich ja eine ganze Zeit lang durch mein Blog gezogen – mein großer Traum, ein Motorradführerschein.
Das ist für „Normalos“ schon öfter kompliziert – siehe Kosten etc… – aber für die Krüppelfraktion gleich noch ein anderes Thema. Wo findet man eine Fahrschule, die einen tatsächlich nimmt, wo einen Fahrlehrer, mit dem man gut klar kommt und der die Problembereiche miteinberechnet, wo ein Motorrad, das man als Frau mit wenig Kraft und kaputten Gelenken auch fahren kann.
Ich hatte das Glück, genau das zu finden. Mein Fahrlehrer ist echt klasse, ich könnte ihn immer noch knuddeln. Mit tollem Humor (ich liebe Ironie), Herzlichkeit und Engagement hat er mich tatsächlich ertragen, trotz all der Schwierigkeiten. Wir haben zusammen einiges überlebt – meine Aufregung, Nervosität und emotionalen Ausbrüche; die Probleme durch die diversen Chemozyklen; das Theater mit den Augen; den geringen Halt der Gelenke.
Mein Fahrschulmotorrad: ein Kawasaki GPZ 500S. Ein nettes Ding, 2-Zylinder, 4-Takter mit 60 PS und 180kg Trockengewicht. Und so schauts aus:

Und so kam es, wie es kommen musste – er erklärte mich für prüfungsbereit. Himmel, war ich aufgeregt! Schon bleich und zittrig kam ich an, obwohl ich wusste, dass ich vor der Prüfung noch ein wenig warm fahren darf. Erst mal raus auf die Straßen, kein Problem. Dann auf den Parkplatz. Und da fing es an. Alles ging schief, aber wirklich alles. Ich verwechselte die Hälfte der Aufgaben (was schon an sich eine Leistung ist, soooo kompliziert ist das nun mal nicht..) und dann hauts mich auch noch richtig hin. Ausgerechnet beim Notbremsen – eigentlich meine Lieblingsübung, die bis jetzt immer geklappt hatte und von der ich wusste, dass der Prüfer sie vermutlich sehen wollen würde….
Von da an waren meine Nerven komplett blank. Die von meinem Fahrlehrer auch. Halb am verzweifeln schickt er mich noch mal auf die Straße, mit dem Kommentar: „Vorfahren, dort warten, bis ich da bin und dann rechts, noch mal rechts und auf die Autostraße.“
Nun ja. Das mit dem Warten hatte ich irgendwie vergessen… Und erst bemerkt, als ich verzweifelt im Spiegel nach meinem Fahrlehrer guckte, verfolgt von diversen ungeduldigen Autos und LKWs…. Gut, konnte ja nicht viel machen, brav mit Mindestgeschwindigkeit nach einer Ausfahrt gesucht. Die kam dann auch schon nach 7km…. Runter und nach dem Handy gelangt, dann kam er auch schon. Hui, den Gesichtsausdruck hättet ihr sehen müssen…
Er hat dann nur noch gefragt, ob ich den anderen Fahrschüler vorlassen möge und mich ein wenig beruhigen möchte, aber das hatte ich abgelehnt – es hätte mich nur noch nervöser gemacht. Also doch noch weiter zum Fahrlehrer. Der schien sehr sympathisch, hat mich freundlich begrüßt und los ging es.
Um ehrlich zu sein, ich dachte eh schon, dass ich das nicht schaffen würde… Auf der Landstraße kein Problem, Autostraße auch nicht, Stadt nicht… Und dann ging es auf den Übungsplatz zurück, bei dem immer noch meine blanken Nerven neben den geparkten Autos lagen…
Erste Übung hat halbwegs geklappt, zweite gar nicht (inklusive Kegel melodramatisch umgeschmissen), beim nächsten Versuch so in etwa. Nächste komplett versemmelt – Fahrlehrer redet triefend vor Stress auf den Fahrprüfer ein, ich hätte dessen Anweisungen falsch verstanden. Und so ging es eine gefühlte Ewigkeit weiter, bis ich nur noch die Anweisung hörte, zurück zur Garage zu fahren.
Ich schon recht verzweifelt zurück, in Gedanken bei den zusätzlichen Kosten für Neubeantragung der Prüfung. Abgestellt und runter – verdammt erleichtert runter – und zum Fahrlehrer, mit großen Augen kurz vorm losflennen: „Uuuund, hab ich bestanden??“
Er schaut mich an, (verständlicherweise) wütend und schnauzt mich an: „Sag mal, spinnst du?? Hast du überhaupt mitbekommen, wie viele Kegel du geschmissen hast?? AB ZUM PRÜFER!!“
Woraufhin ich sehr frustriert zu selbigen gelaufen bin, nur um mit den Worten: „Nun ja… Das lassen wir gerade noch durchgehen…“ begrüßt zu werden….
Ich in irrsinniges Grinsen ausgebrochen, stehe da und versuche, die letzten Anweisungen noch halbwegs in mein freudestrahlendes Hirn unterzubringen. Und knuddel nur noch meinen breit grinsenden Fahrlehrer, die Sau! 😀
Mann, ich bin gefühlte 7 Jahre älter geworden in dem bisschen Zeit… Aber hey – jetzt bin ich wirklich auf die Straße losgelassen, zumindest rein theoretisch, wenn ich mir irgendwann mal ein Motorrad leisten kann, eines meiner wichtigsten Träume überhaupt wurde erreicht. Das ist vielleicht ein geiles Gefühl! 😀