Tramadolhydrochlorid. Ein zentral wirkendes Schmerzmittel der Opioid-Gruppe. Und eines, das sehr unterschiedlich betrachtet wird.
Rein aus chemischer Sicht betrachtet gilt Tramal als eines der harmlosesten Opioide und ist dementsprechend auch eines der wenigen, die unter das Arzneimittelgesetz, aber nicht unter das Betäubungsmittelgesetz fallen.
Wenn man sich allerdings ein wenig im Internet umschaut, stellt man schnell fest, dass dem wohl nicht so ist. Überall Berichte von Sucht, von mehreren Entzugsversuchen, von relativ leichter Manipulation der Ärzte. Ganz offen wird darüber diskutiert, welche Gründe am besten ankommen, um am schnellsten an diese Medikamente zu kommen.
Was wohl einerseits von den ziemlich üblen Kopfschmerzen, die man durch das Zeug bekommen kann wie auch von den psychischen Effekten verursacht wird.
Nachdem ich nie länger als maximal ein paar Tage Tramal genommen hatte, blieb mir die Sucht bis jetzt erspart. Damals hatte ich eine Lumbalpunktion aufgrund des Verdachts von Borreliose kurz nach meiner ersten Tumor-OP bekommen und gehört natürlich prompt zu dem Zehntel an Patienten, die einen sogenannten postpunktionellen Kopfschmerz abbekamen. Will heißen, nachdem ich mir die halbe Seele aus dem Leib gekotzt hatte, hatte ich das glorreiche Vergnügen, ungefähr 2 Wochen lang sakrische Kopfschmerzen zu haben, die im Liegen erträglich waren.
Ich glaube, ich habe die ersten 3 Tage zusammen keine 2 Liter Wasser getrunken, nur um das Aufstehen, das nun mal notwendig war, um aufs Klo zu gehen, zu vermeiden.
Egal, ich verquatsche mich schon wieder. Wobei – egal, ihr lest das ja freiwillig… ;-P
Nun ja, seit einem halben Jahr nehme ich immer öfter Tramal. Will heißen, teilweise sogar einmal pro Woche. Sicher nicht ausreichend, um süchtig zu werden oder gar eine Toleranz zu entwickeln.
Gestern hatte ich Kopfschmerzen. Die Art von Kopfschmerzen, die gar nicht mehr lustig sind – spätestens, wenn man ernsthaft darüber nachdenkt, das Ding gegen die nächste Wand zu knallen oder feststellt, dass man die Falten im Gesicht nicht mal mehr mit Gewalt raus bekommt, sollte man über Schmerzmittel nachdenken. Dachte mir, ich beobachte es diesmal etwas genauer, zwecks Vergleich ohne/mit Gabapentin…
1. Dosis: nachmittags, 25 Tropfen
Empfohlen sind bei mäßigen Schmerzen 20 Tropfen und bei Bedarf nach 30-60min nochmal 20 Tropfen.
Wirkung: ganz nett, Schmerzen lassen für 2-3 Stunden ein wenig nach und das war es. Also wie immer… Beschloss dennoch, für die nächste Runde noch ein wenig zu warten – der Schlaf war mir wichtiger.
2. Dosis: wieder 25 Tropfen, abends um 23.30 Uhr.
Schmerzen lassen deutlich nach, beim Liegen merkt man die Nebeneffekte, die so schnell süchtig machen können: Desinteresse, Zufriedenheit, Entspannung, Schwere.
Kann aber trotzdem nicht schlafen. Irgendwann, vermutlich ca 1 Uhr eingeschlafen. Um 3 Uhr wieder wach. Wegen den Kopfschmerzen. -.-
Nach langem Überlegen zum ersten Mal überhaupt die 3. Dosis: wieder 25 Tropfen.
Ergebnis: Kopfschmerzen sind tatsächlich weg. Schlafen leider auch. Nun ja, man kann ja nicht alles haben…
Irgendwann ins Träumen geraten, schläfrig, benommen. Morgens aufgestanden – und beim Versuch, zur Dusche zu kommen, erstmal fast gegen diverse Wände gerannt. Und – uhu, ich hatte es doch fast schon vermisst – meine Atmung war wieder sonstwo. Was ich aber nicht so recht mitbekam, das Interesse war nämlich mitgegangen.
Nachmittags um 15/16 Uhr kam so langsam der Rest meines Wesens hinterher und begutachtete die Uhr – 6-7x Atmen pro Minute. Nun ja.
Laut Internet: In therapeutischer Dosierung hat Tramadol wegen seiner geringen μ-Selektivität keinen beachtenswerten Einfluss auf die Atmung und den Pulmonalarteriendruck.
Haha.
Kommentar vom Arzt vor einer Weile: So schlimm kann des doch net sein, weil des kommt bei Tramal net so schlimm vor.
Okaaaay…..
Ich finde es ja auch nicht schlimm (im Gegenteil, während der Zeit kann das durchaus amüsant sein – vor allem, wenn man wie ich heute der Straba hinterher rennt und ausnahmsweise nicht keuchend die schmerzenden Rippen zusammenhält), aber bevor ich die laut Zettel erlaubte Höchstdosis von 160 Tropfen ausprobiere, wüsste ich das gerne ein wenig genauer…
Wie schaut es denn bei euch aus? Tramal probiert? Wie waren eure Ergebnisse? Bzw bei den Ärzten: gerne am Verschreiben? Viele süchtige Patienten? Eure Meinung dazu?
Quellen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Lumbalpunktion
http://de.wikipedia.org/wiki/Tramadol